ZEITSCHRIFT NESTWERK

Alles wird Sinn

 

Was ist der Mensch? Wozu dieses ganze Unterfangen? Ungewolltes ereignet sich. Ohnmacht.

Da liegt also mein menschlicher Körper. Damit die Wärme bleibt, ist er eingehüllt, bedeckt, zugedeckt. So behält er seine Körperenergiequelle. Sie ist ihm angeboren, zugeschenkt. Eine Grenze, die eingehalten wird bei Wohlbefinden und Behaglichkeit. Werden die Grenzbereiche überschritten, geschehen Einbrüche, ereignen sich Katastrophen.

 

Von außen werden sie registriert, innwändig, an der Innenwand des Menschen geraten sie in den Strudel - es geht rund. Passendes entzweit sich in ungeahnter Geschwindigkeit. Die Grenzen laufen, stürmen, drängen auseinander. Nähe wird Ferne. Kühlung schlägt um in Glut.

So liegst du da im Angesicht der Grenzenlosigkeit, mit der der Bruder Tod unverkennbar anwesend ist.
Dagegen sträubt sich der Geist. Scharfsinnig und wissend überzieht er seine Grenzen.
Viele Jahre in Eintracht nebeneinander: Versprechen und Verheißung.

Und die vielen Jahre verschmelzen sich zu einem einzigen Punkt: Mein Ende ist da - ich bin endlich - ich ende!
Aus dem Ende taucht der Anfang, die Zusage: Wage dich, nimm dein Leben, laß dich beschenken mit allem, was dazugehört. Der Vorhang zwischen meiner Einbildung und meinem Sein zerreißt schmerzlich.

Streicheln nimmt Ferne. Doch dort, wo sich die Wangen berühren dürfen, ist Ferne gewachsen. Über die Lippen breitet sich gezwungener Friede und lässt ahnen, wozu ein Gesicht sich verdichtet. Die Augen geschlossen, bewachen die Seele. Raunen im Ohr, verbirgt die feinsten Klänge des sprechenden Herzens. Alles wird Sinn. Vergängliches erinnert an den Anfang und wird zum Signal der Fülle. Denn anders, ganz anders ereignet sich die Fülle.

Sanfte Berührung entfaltet die Stirn, zerbricht die Falten. Über die Wangen flutet die Kraft der zärtlichen Hand. Geborgen, gestreichelt, belebt wird menschliches Antlitz. Jetzt, jetzt ist so entscheidend! Vergangenes bleibt dem Vergangenen. Doch Gegenwärtiges zeigt neue Hoffnung.
Dein Gesicht, Deine Geschichte gehört dir, passt zu dir.
Dein Leben, dein Geschenk hast du mit uns geteilt. Wird unser Geschenk Fülle, dann legt sich diese Fülle in unsere Seelen, weitet die Grenze.
Staunen gibt dem Herzschlag Spannung, hält uns hinein in den Bogen von Jetzt und Danach.
Unruhig schlägt das Herz, um dort auszuruhen, wo unser aller Ursprung begonnen.

Die sanfte Melodie des brechenden Körpers macht stark, belebt den Geist, ihn frei zu geben nach oben. Irden, irdisch, erdet er ihn und gibt freie Entfaltung der Seele.

So jung und doch vollendet.
Unglaubliches nimmt Schwere, auch wenn Tränen bleiben. Sanft begleiten die Hände den Körper, erahnen die Majestät alles Irdischen. Allein der Schmerz, dass alles vorbeigeht.
In die Traurigkeit des Vergänglichen mischen sich Freude, Dank, Tränen und Glück. Die Wärme, angeboren, wandelt sich. Alle Sinne finden ihre Grenzen.

Und hier erhebt sich die Seele und macht dankbar jedes Menschen Herz: Heute, morgen, nach Jahren, in der Erlösung:
Gebrochenes braucht Fülle,
Angefangenes Vollendung,
Vergängliches unendliche Liebe...

Robert Mirt mit Michael Först

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