WIE ES ANFING

Das Leben von Bruder Michael Först

Ein ungewöhnlicher Mensch

Ein ungewöhnlicher Mensch war dieser Michael Först. Er passte nicht in die üblichen Schubladen für Kirche und Kleriker. Wie Franz von Assisi hielt er an einer ebenso schlichten wie unbedingten Antwort auf den christlichen Anruf fest.

Michael Först unternahm niemals den Versuch, Unerträgliches mit theologischen Floskeln zu schönen. Er hat Eltern, die um ihr Kind trauern, nicht einfach mit dem Hinweis auf Gottes allmächtigen Willen vertröstet. Ebenso wenig fühlte er sich durch seine Priesterweihe oder Ordenszugehörigkeit den Menschen auf der Straße irgendwie voraus. Er blieb mit Kopf, Herz und Füßen auf der Erde und konnte dadurch zu einer Spiritualität finden, die ihm Kraft im Alltag schenkte und ihn immer wieder korrigierend in der Mitte eines liebevollen, menschennahen Christentums hielt. Das spürten die Menschen in seiner Umgebung.

Michael ging mit Menschen aller Altersstufen von gleich zu gleich um. Er predigte nicht Wahrhaftigkeit und Demut, sondern er lebte sie: seine "Hände nach oben öffnen" nannte er das. Im Kindgebliebensein, dem Vertrauen auf die Stärke der Liebe und dem Glauben an das Gute lag ein wesentlicher Wurzelgrund von Michaels Wesen.

Eine Laudatio, die fast schon misstrauisch macht. Doch gingen Spiritualität, Christentum und Priestertum bei Bruder Michael tatsächlich eine originelle und geglückte Verbindung ein. Dabei hatte er sehr wohl seine Ecken und Kanten, aus denen er aber kein Geheimnis machte und die er mit Humor anging. Echte Schwierigkeiten dagegen hatte er mit Doppelmoral. Wenn unter christlichen Vorzeichen Menschen missachtende Wege und Ziele verfolgt wurden, traf ihn das immer wieder schwer.